Eine retrospektive Langzeitstudie über 23 Jahre
Ob Verbesserungen der passiven Sicherheit zur Reduzierung der Inzidenz und/oder Verletzungsschwere unter Berücksichtigung möglicher Änderungen des Verletzungsmechanismus geführt haben sollte untersucht werden, um eine Basis für weitere Verbesserungen der Fahrzeugsicherheit entstehen.
Material und Methode
Unfallakten wurden auf das Vorkommen von Frakturen der Fußregion bei PKW-Frontinsassen hin untersucht und folgende Parameter analysiert: Abbreviated Injury Scale (AIS), Injury Severity Score (ISS), Delta-v, Kollisionsart, Impuls und Kollisionswinkel, Richtung und Ausmaß der Fußraumdeformierung. Um Änderungen im zeitlichen Verlauf zu isolieren, wurden zwei Gruppen mit Unfallereignis vor 1990 (Gruppe 1) und ab 1990 (Gruppe 2) bezüglich dieser Parameter verglichen.
Ergebnisse
Von 1973 bis 1996 wurden im Raum Hannover 15.559 Verkehrsunfälle ausgewertet. 8.053 PKW Fahrer und Beifahrer wurden verletzt, 2.191 (27,2%) davon erlitten Frakturen und 251 (3,1%) Frakturen der Fußregion. Männer (n=171) waren doppelt so häufig betroffen wie Frauen (n=80). Das Durchschnittsalter betrug 35 (584) Jahre. Der Vorfuß war am häufigsten betroffen (45%), gefolgt von OSG (38%), Mittelfuß (11%) und Rückfuß (6%). 75% wurden als AISFUß 2 klassifiziert, 18% AISFUß 1 und 8% AISFUß 3. Die Kollisionsart war in 50% der Frakturen Frontal, 34% Unfälle mit mehreren Kollisionen (inkl. Frontalkollisionen), 10% seitlich. Heckkollisionen verursachten keine Fußfrakturen und Überschläge in einem Fall. Delta-v lag in 90% der Fälle zwischen 15 und 60 km/h. Das Ausmaß der Deformierung wurde in 4 Gruppen eingeteilt (keine, gering, mäßig, stark) und diese 4 Gruppen waren gleichmäßig ver¬teilt. Gruppe 1 (n=139) und II (n=122) unterschieden sich nicht bezüglich demographischer Daten, Inzidenz und AISFUß. Delta-v und Deformierungsausmaß korrelierten in beiden Gruppen mit AISFUß (Delta-v: I r=0.78, II r=0,81, Deformierungsausmaß: I r=0.82, II r=0.79). ISS war in Gruppe I hö¬her (I: ISS 3.7±12.3, II: 2.8±11.7, p<0,001). Das Deformierungsausmaß war gleich, obwohl Delta-v in Gruppe II höher war (I: 37.2 km/h, II 42.6 km/h, p=0.05). In Gruppe I waren 84% gurtgeschützt und in Gruppe II 91%.
Schlussfolgerungen
Die Verbesserung der Fahrzeugsicherheit der 90er Jahre führte zu einem geringerem ISS trotz steigendem Delta-v. Frakturen der Fußregion treten jedoch in unveränderter Häufigkeit und Verletzungsschwere (AIS) auf. Diese sind meistens durch die Deformierung der Fußraums bei Frontalkollisionen verursacht. Eine Verringerung der Fußraumdeformierung ist daher zur Prävention essentiell.