Die Behandlung der frischen Frakturen des Sprungelenks erfolgt in unserem Hause durch die Klinik fur Unfall-, Schulter- und Wiederherstellungschirurgie, Sportmedizin und Sporttraumatologie in Kooperation mit unserer Klinik. Die Behandlung der Folgezustände erfolgt dann in unserer Klinik.
Das obere Sprunggelenk besteht aus dem Wadenbein (Fibula), dem Schienbein (Tibia) und dem Sprungbein (Talus). Straffe Bänder halten die mit Knorpel überzogenen Gelenkenden dieser Knochen zu einem Gelenk zusammen: Das vordere und das kräftigere hintere Syndesmosenband verbinden Waden- und Schienbein zur Sprunggelenksgabel; der Schaft des Wadenbeins und des Schienbeins am Unterschenkel darüber sind durch das funktionell gleichwertige flächige Zwischenknochenband (Membrana interossea) verbunden.
Das in die Sprunggelenksgabel eingepasste Sprungbein wird durch die Außen- oder Seitenbänder (Ligamentum fibulotalare anterius, Ligamentum fibulocalcaneare und Ligamentum fibulotalare posterius) und das etwa dreieckige Innenband (Ligamentum deltoideum) beweglich, aber stabil gehalten. Die Lastübertragung des Fußes auf den Unterschenkel erfolgt ausschließlich über das Sprungbein und die untere waagrechte Gelenkfläche des Schienbeins. Die Knöchel dienen dabei lediglich der seitlichen Führung des Gelenks. Der Innenknöchel ist integraler Bestandteil des breiten, unteren Schienbeinendes, während der Außenknöchel die gelenkseitig überknorpelte Spitze des Wadenbeins darstellt.
Weil das Sprungbein keine einfache, gleichförmige Knochenwalze ist, sondern mit innen und außen unterschiedliche Kreisradien ein Zylindersegment darstellt, bildet die Bewegung des Oberen Sprunggelenks in Beugung und Streckung keine bloße Scharnierbewegung sondern eine sogenannte Maulschellenbewegung.
Trotz der individuell unterschiedlich ausgeprägten Keilform der Sprungbeinrolle führt die Gabel des Oberen Sprunggelenks das Sprungbein in allen Funktionszuständen weitestgehend formschlüssig. Außen- und Innenknöchel zeigen eine der Keilform entsprechende Konvergenz der Gelenkflächen. Weder ergibt sich bei Plantarflektion eine nachvollziehbar erweiterte Beweglichkeit des Sprungbeins in der Gabel, noch führt die Dorsalextension zu einer mehr als geringen Verbreiterung der äußeren Gabelmaße. Man versuchte, eine solch perfekte Gelenkmechanik durch eine wandernde Bewegungsachse zu erklären. Der Bewegungsumfang des Sprunggelenkes kann für den praktischen Gebrauch mit einer Gelenkachse, die allerdings nicht senkrecht den Innenknöchel schneidet, beschrieben werden: Beim Bewegungsbogen von der Plantarflektion zur Dorsalextension dreht das Sprungbein nach innen und das Wadenbein gleichsinnig um seine Längsachse. Dies wurde durch amerikanische Studenten bestätigt, die im Selbstversuch Bohrdrähte in das Wadenbein schraubten und den Bewegungsumfang der Drehung in Dorsalextension/Plantarflektion um fast 20° zeigen konnten. Zusätzlich wird das Wadenbein in stärkster Dorsalstellung wenig nach lateral ausgebogen und durch seine seitliche und dorsale Verschiebung die vordere Syndesmose gespannt. Die unterschiedlichen Angaben zum Gelenkschluss in Dorsal- oder Plantarflektion ergeben sich aus der Untersuchungstechnik von Anatomen und Pathologen: Hier werden die Untersuchung an entlasteten Extremitäten durchgeführt. Unter Körperlast ist der Gelenkschluss der Malleolenwangen dagegen erheblich enger, die Syndesmosen erhalten eine deutliche Vorspannung, die Auslenkung des Wadenbeins unter der Scharnierbewegung verringert sich, wie in unveröffentlichten Leichenversuchen gezeigt werden konnte. Zu wenig Beachtung finden außerdem funktionelle Aspekte des so genannten „hinteren“ oder dritten „Malleolus“: Die weit über die Sprungbeinrolle greifende dorsolaterale Schienbeinkante mit der hier eingreifenden, straffen hinteren Syndesmose als Gelenklippe stellt besonders in Plantarflektion einen wesentlichen Kontaktpunkt des Gelenkes dar: Der im deutschen Sprachraum übliche Begriff Sprunggelenksgabel wird damit weder den anatomischen noch den physiologischen Fakten gerecht. Die Form der Sprunggelenkfläche des Schien- und des Wadenbeins wird deshalb insgesamt auch treffender im Englischen als Mortise, im Französischen als Mortaise bezeichnet. Napf oder Pfanne ist eine funktionsgerechte Eindeutschung.