Prinzipiell kann bei einem Riss nichtoperativ/konservativ oder operativ vorgegangen werden. Die Entscheidung ist abhängig vom Alter, den Risikofaktoren (Rauchen, arterielle Durchblutungsstörung, Adipositas, Medikamenteneinnahme) und vom sportlichen Anspruch des Patienten. Dafür muss der Patient gründlich über die Risiken operativer Therapie aber auch der nichtoperativ-funktionellen Therapie aufgeklärt werden.
Sehnenverletzungen / Achillessehne
Behandlung
Leitlinie Behandlung der Achillessehnenruptur und Diskussion
Nichtoperative Behandlung
Die nichtoperative, funktionelle Behandlung wurde an der Medizinischen Hochschule Hannover entwickelt und mit wissenschaftlichen Untersuchungen seit 1988 belegt. Die entsprechende Indikation und auch die entsprechende Anwendung der Therapieorthese gewährleisten eine sichere Sehnenheilung, die einer operativen Behandlung nicht nachsteht.
Die Voraussetzungen für eine nichtoperative funktionelle Behandlung sind aber sehr genau zu analysieren. Zum einen muss es in einer Ultraschalluntersuchung zu einer kompletten Adaptation der Sehnenenden in einer maximalen Plantarflektion von 20° kommen.
Des Weiteren muss der Patient auch in der Lage sein, die Behandlung in einer Orthese für 8 Wochen richtig durchzuführen, da das Aussetzen der Behandlung zu einem Therapieversagen führen kann. Zur Kontrolle der Heilung sollte nach 3 Tagen, 4 Wochen, 8 Wochen und nach jedem Ereignis mit Risiko der erneuten Verletzung mittels Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden.
Wir haben einen speziellen Entscheidungsalgorithmus und auch eine detaillierte Anleitung für Patienten und Mitbehandler entwickelt. Die von uns erreichten hervorragenden Ergebnisse sind nur möglich wenn diese Anleitungen genauestens befolgt werden.
Die Kontraindikation zur Operation ist nicht gleichzeitig die Indikation zur funktionellen nichtoperativen Behandlung.
Entscheidungsalgorithmus (Deutsch/English) zur nichtoperativen Behandlung der Achillessehnenruptur:
Sonographische Darstellung einer Achillesehnenruptur und vollständige Adaptation der Sehnenstümpfe bei 20° Plantarflektion.
Anleitung für Patient und Mitbehandler (Deutsch/English) zur nichtoperativen Behandlung der Achillessehnenruptur:
Merkblatt Behandlung Achillessehnenruptur operativ und nichtoperativ (konservativ) / Nachbehandlung mit Orthese bei Haglundresektion / Debridement Achillessehne (pdf, 13 KB)
Leaflet functional therapy Achilles tendon rupture operative and nonoperative (conservative) / Aftertreatment with orthosis Haglundresection / debridement Achilles tendon (pdf, 12 KB)
Bitte beachten Sie: Die folgenden Abbildungen zeigen explizit medizinische Themen in aller Deutlichkeit.
Operative Behandlung
Wir halten die offene operative Naht der Achillessehnenruptur für obsolet und führen die Operation bei Achillessehnenruptur ausschließlich minimalinvasiv/perkutan mit dem sog. Dresdner Instrument durch.
Hierbei werden durch einen einzigen 2cm langen Schnitt oberhalb des Risses mit dem Dresdner Instrument zwei dünne Fäden platziert. Dadurch wird ohne relevantes Risiko die Sicherheit bei der funktionellen Behandlung im Vergleich zum rein nichtoperative Vorgehen erhöht, weil der Kontakt der Sehnenstümpfe wesentlich stabilisiert wird.
Perkutane Achillessehnennaht mit Spezialinstrumentarium (Dresdner Instrument)
Die Komplikationsrate durch auftretende Wundheilungsstörungen oder Infektionen ist im Gegensatz zum offenen Freilegen der Sehne außerordentlich gering. Sie ist daher auch besonders angezeigt, wenn die Sehnenenden sich bei der Spitzfußstellung unter Ultraschallkontrolle nicht ausreichend annähern. Die Nachbehandlung erfolgt streng nach unserem Merkblatt (s.o.).
Offene Operation
Wir halten die offene operative Naht der Achillessehnenruptur für obsolet, da im Vergleich zum minimalinvasiven Vorgehen nur Nachteile bestehen. Die Stabilität der offenen Naht ist nicht höher bei wesentlich höherem Komplikationsrisiko insbesondere hinsichtlich Nervenverletzung und Infektion. Weiterhin wird durch die offene Operation die ohnehin problematische Durchblutungssituation weiter wesentlich verschlechtert. Es ist auch keinesfalls so, dass Verfahren mit Naht direkt an der Rupturstelle oder gar Klebung der Ruptur irgendwelche Vorteile bietet.
Offene Rekonstruktion der Achillessehne. Die Sehne war derart zerfetzt, dass deie Sehnenstümpfe beim minimalinvasiven Vorgehen nicht adaptierbar waren. Außerdem bestand zusätzlich eine massive Haglunddeformität, die als Mitursache für die Ruptur angesehen wurde und daher reseziert werden sollte. Es erfolgten eine Achillessehnennaht mit Spezialinstrumentarium (Dresdner Instrument) im Sinne der Augmentation und zusätzlich eine offene direkte Naht der Achillessehne.